Interview Niggi Freundlieb, freier Journalist, mit CEO Thomas Lamprecht über die Zukunft der Lamprecht Gruppe (abgedruckt im Schweizer Magazin GESCHÄFTSFÜHRER)
Wie würden Sie in wenigen Worten die Unternehmensphilosophie der Lamprecht Transport AG beschreiben?
Thomas Lamprecht: Wir stehen für Leistungsfähigkeit, für Engagement und für Nachhaltigkeit. Die Lamprecht Gruppe wird weiterhin als unabhängiges Unternehmen global agieren und seinen Kunden persönliche Beratung und auf ihre Bedürfnisse individuell zugeschnittene sowie vollumfängliche Dienstleistungen anbieten.
Sie verstehen sich vor allem als ein weltweit agierendes Unternehmen?
Die Lamprecht Transport AG ist seit Anbeginn vor allem ein international tätiges Unternehmen gewesen und dies wird auch in Zukunft so sein. Besonderes Augenmerk haben wir seit 50 Jahren auf den amerikanischen Markt gelegt, wo wir in den letzten Jahren neue Filialen eröffnet haben. Weitere wichtige Märkte stellen der Ferne und zunehmend der Mittlere Osten dar. Der Schweizer Markt ist relativ klein, hat aber für uns als Bestandteil des internationalen Transport- und Logistikgeschäfts Bedeutung. Wichtig ist auch die Vernetzung unseres Unternehmens mit Partnerfirmen, wie zum Beispiel der «System Alliance Europe», einem Netzwerk für Sammelgut innerhalb Europa mit 61 Partnern in 32 Ländern und mit 196 Umschlagterminals oder die Teilnahme an der «Online Systemlogistik», einem Systemverbund mittelständischer, inhabergeführter Logistikunternehmen für Sammelgut innerhalb Europas mit 77 Partnern.
Sie haben den Begriff «unabhängig» für Ihr Unternehmen herausgestrichen – die Lamprecht Transport AG sowie die Gruppe bleiben also auch in Zukunft ein Familienbetrieb?
Das ist richtig. Gemäss unserer Strategie 2020 werde ich in zwei Jahren die operative Führung des Unternehmens an die vierte Generation abgeben. Es ist ein Glücksfall, dass meine jüngere Tochter, die nun seit 13 Jahren in der Firma tätig ist, schon immer ins Geschäft einsteigen wollte, und meine ältere Tochter, die sich ursprünglich als Sozialpädagogin ausbilden liess, nach einer Babypause bei uns eingetreten ist. Unseren Mitarbeitenden, welche das grösste Kapital unserer Firma sind, gibt dies Sicherheit, und unseren Kunden Kontinuität, denn sie können sich darauf verlassen, dass nicht anonyme Investoren die Geschäfte übernehmen, sondern der persönliche Kontakt, und damit auch die hohe Qualität unserer massgeschneiderten Dienstleistungen, gewährleistet ist.
Ich schliesse ein moderates Wachstum vor allem durch zu uns passende Zukäufe von kleineren Firmen auch für die Zukunft nicht aus.
Vor welchen Herausforderungen steht die Branche, und damit natürlich auch Ihr Unternehmen?
Der Transport von Waren ist natürlich stark von den weltweit konjunkturellen Gegebenheiten, aber auch von anderen Faktoren abhängig, die unsererseits nicht zu beeinflussen sind. Dank unserer überschaubaren Grösse können wir allerdings sehr flexibel und schnell reagieren, wie dies zum Beispiel kürzlich beim Unterbruch der Bahnstrecke bei Rastatt geschehen ist. Dort konnten wir den Kunden sofort alternative Transportlösungen anbieten. Generell reicht es heute allerdings nicht mehr aus, dass wir einfach Waren transportieren. Heute muss man den Kunden die sogenannte «Supply Chain», also effiziente Lagerhaltung und weitere Dienstleistungen wie Komplettlösungen für den Versand, verpacken, umpacken, etikettieren, auszeichnen oder konfektionieren anbieten, um konkurrenzfähig zu bleiben. In diesem Zusammenhang ist auch der geplante Umzug unseres bisherigen Logistikstandortes in Pratteln zu verstehen.
Welche Rolle spielt für Sie die Digitalisierung?
Die Digitalisierung ist für uns enorm wichtig. Der Einsatz von Computern hat bereits in den 1970er und 1980er Jahren, als wir eigene IT-Abteilungen aufgebaut und eigene Software-Lösungen entwickelt haben, mit der wir auf spezifische Kundenbedürfnisse eingehen konnten, eine entscheidende Rolle gespielt und die unserem Unternehmen auch teilweise Vorteile gegenüber der Konkurrenz gebracht haben. Dementsprechend sind wir überzeugt, dass wir uns mit den Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung auseinandersetzen und generell gegenüber allen technologischen Entwicklungen offen sein müssen, denn gerade im Transport- und Logistikbereich sind teilweise epochale Veränderungen zu erwarten.